Mawashi geri

Mawashi geri ist eine Waffe, die auch bei hartgesottenen Karateka gefürchtet ist. Vorausgesetzt, sie kommt schnell und ansatzlos. Mit dem vorderen Bein getreten ist er fast aus dem Blickfeld des Angegriffenen. Es ist schwer zu erkennen, ob er gegen Chudan oder Joden gerichtet ist. Man kann ihn Chudan antäuschen und Jodan treten, man kann sogar Ashi barai antäuschen und Joden treten.
Daher ist intensives Training dieser Technik eine lohnende Investition.

Zum Mawashi geri mit dem hinteren Bein gesellt sich der Tritt mit vorderem Bein, der Maeashi Mawashi geri oder Kizami Mawashi geri. Vor allem der letztere ist ein "Angriff mit kurzer Vorwarnzeit", da er nahe am Körper des Gegner, und wie oben beschrieben nicht in seinem freien Blickfeld ausgeführt wird.

Eine interessante Variante ist der Gyaku Mawashi geri, oft nicht minder überraschend für den Trainingspartner, aber wegen des kurzen Beschleunigungsweges reicht er meist nur für Chudan. Für den sportlichen Gegner ist er bestenfalls ärgerlich, im Ippon Karate aber nur mäßig effektiv.

Der biomechanische Ansatz ist ähnlich wie beim Mae geri, nur dass der Oberschenkel von außen nach innen geführt wird, und den Unterschenkel mehr oder weniger horizontal hinter sich herzieht. Die Kreisbogenbeschleunigung und die muskuläre Verstärkung, der Beschleunigungsweg und die Auftreffkraft sind nahezu identisch mit den Werten des Maegeri.

Schulmäßig trifft der Mawashi geri mit den Fußballen am Ziel auf, was ihm maximale Wirkung verleiht. Im sportlichen Wettkampf wird er gerne als Kubi geri getreten, d. h. mit dem Spann des Fußes wie in dem Bild von Frank Brennan und Mori-Sensei. Das macht es einfacher, die Technik zu entschärfen und die Trefferwirkung zu kontrollieren.



Bildlegende
oben: Frank Brennan (UK) gegen den späteren Weltmeister 1980, Toshihiro Mori (JP). Der Mawashi war Chudan angetäuscht, und als die Abwehr unten war, schlug er oben ein. Kontrolliert.
Foto: Joachim Pietsch, Copyright: A. Fecker

mitte: Dr. Jürgen Willrodt bei der Weltmeisterschaft 1980 in Bremen
Copyright: A. Fecker

unten: Szene aus meiner Bewerbung als Stuntman am Filmset von Old Tucson, Arizona (1972). Die Zusage scheiterte an der fehlenden Arbeitsgenehmigung. Rückblickend war das auch gut so! Nicht jeder Jugendtraum überdauert ein ganzes Leben. Der Traum hat sich verflüchtigt, Karate ist geblieben.
Bildarchiv Fecker